Jutta und Henning Reuter: Medizinische Hilfe für Gefangene
Die Gynäkologin und der Allgemeinmediziner arbeiten immer wieder im Kinderschutzzentrum Don Bosco Fambul in Sierra Leone mit. Vor allem im verrufenen Pademba-Gefängnis in der Hauptstadt Freetown leistet das Ehepaar Hilfe.
Veröffentlicht am 03.08.2022
Sie haben unendliches Leid gesehen. Männer mit eiternden Wunden ohne medizinische Versorgung. Unterernährte, abgemagerte Menschen, die vor Schwäche nicht mehr gehen konnten. Geschlagene oder sexuell missbrauchte Mädchen. Und dennoch: Ihre Erfahrungen bei Don Bosco im westafrikanischen Sierra Leone bezeichnen Jutta und Henning Reuter als Geschenk.
Das Ehepaar, sie Gynäkologin, er Allgemeinmediziner, hat immer wieder über mehrere Monate im Kinderschutzzentrum Don Bosco Fambul in Sierra Leone mitgelebt und mitgearbeitet. Vor allem im verrufenen Pademba-Gefängnis in der Hauptstadt Freetown, in dem die Salesianer Don Boscos die teils minderjährigen Häftlinge versorgen, beraten und begleiten, haben die 70-Jährige und der 75-Jährige geholfen. Sie untersuchten und behandelten die Inhaftierten, gaben Schmerzmittel und Antibiotika aus und bandagierten gebrochene Gliedmaßen. Sie bauten eine Patientenkartei auf und bezogen die Gefangenen bei den Sprechstunden als Helfer ein. Wenn die Patres Gottesdienst feierten, nahmen sie inmitten der Gefangenen daran teil.
„Unser Blick auf die Welt hat sich geändert“
Dabei hatten die beiden bis 2015 mit Don Bosco nie etwas zu tun gehabt. Sie waren für den Ruhestand ins bayerische Oberland nach Benediktbeuern gezogen. Dort gab es ein Kloster. Aber viel mehr wussten sie nicht. Dann nahm ein Ehepaar aus dem Dorf sie zu einem Filmvortrag im Münchener Salesianum mit, bei dem unter anderem die Arbeit von Don Bosco in Sierra Leone gezeigt wurde. Damals wütete gerade das Ebola-Virus in dem Land. Jutta Reuter sah das Elend und hatte sofort das Gefühl, hier könnten sie helfen. Und sie sah die Freude der Häftlinge im Pademba-Gefängnis beim Eintreffen der Salesianer und dachte, „zu dieser Freude wollen wir beitragen“. Es folgten ein kurzes Gespräch, eine E-Mail, eine Begegnung mit Salesianerbruder Lothar Wagner, der damals in Sierra Leone tätig war – und schließlich die erste Reise.
„Wir sind dadurch, dass wir diesen Ort und die Menschen gefunden haben, dort mitleben und mitarbeiten konnten, unglaublich beschenkt worden“, sagt Jutta Reuter. „Unser Blick auf die Welt hat sich geändert.“ Die Ehepartner, die drei Kinder und sieben Enkel haben, seien sehr dankbar dafür, dass sie „am Ende ihres Lebens nochmal so eine Herausforderung vor die Füße gelegt bekommen haben“. Nächste Woche wird Henning Reuter wieder aufbrechen zu Don Bosco in Sierra Leone. Und medizinische Hilfe und Freude zu den Gefangenen bringen.