Foto: Don Bosco Aschau Pater Claudius Amann mit Jugendlichen im Gespräch Foto: Don Bosco Aschau

P. Claudius Amann: Immer zu einem Schwätzchen bereit

Seit fast einem Jahr ist Pater Claudius Amann Direktor der Salesianer Don Boscos in Aschau am Inn. Der Orden betreibt dort ein Berufsbildungs- und Jugendwerk für junge Menschen, die einen speziellen Förderbedarf haben und deswegen besondere Aufmerksamkeit brauchen. Zuvor hat der 67-Jährige, der auch die Don Bosco Stiftung leitet, 45 Jahre in Benediktbeuern gelebt und gearbeitet.

Veröffentlicht am 20.06.2024

Nach über 45 Jahren aus Benediktbeuern wegzugehen, war natürlich nicht so einfach. Aber der Wechsel nach Aschau war spannend und sinnvoll. Meine neue Aufgabe ist die des Direktors der Salesianergemeinschaft. Das ist wie in einer Familie – allerdings in einer großen: Zwölf Brüder leben in Aschau, drei weitere im Wallfahrtsort Vilsbiburg. Wir helfen uns alle gegenseitig, besuchen auch unsere Mitbrüder, die in einer nahe gelegenen, übrigens sehr schönen Pflegeeinrichtung leben. Als Direktor ist man so etwas wie der Familienvater: Ich organisiere, koordiniere und kümmere mich, dass alles funktioniert: Jemand braucht eine Fahrt in den Nachbarort, ein anderer ist vielleicht bettlägerig und braucht deshalb mehr Zuwendung.

Alle meine Aufgaben rund um die Don Bosco Stiftung habe ich mitgenommen. Da ändert sich also nichts: Ich bin als Vorstandsvorsitzender gemeinsam mit den Vorstandskollegen für alle strategischen Entscheidungen zuständig. Mit zahlreichen Stifterinnen und Stiftern bin ich im persönlichen Gespräch, und auch Neu-Interessenten wenden sich an mich.

200 Ausbildungsplätze, 30 Berufe

Als Seelsorger bin ich in Aschau sowohl für die Jugendlichen als auch für die Mitarbeitenden da. Ich wurde ins Leitungsteam der Einrichtung geholt. In der Berufsschule gebe ich Religionsunterricht. Das ist richtig gut, denn so komme ich mit den jungen Leuten in Kontakt. Wenn ich jetzt – nach nur wenigen Monaten – über den Hof laufe, treffe ich viele Jugendliche, die mich schon kennen. Natürlich bleibe ich immer stehen, um ein Schwätzchen zu halten.

In der Einrichtung gibt es 200 Ausbildungsplätze in über 30 Berufen. Wer hier eine Ausbildung machen will, braucht einen sogenannten Reha-Status. Jugendliche, die nicht bei ihrer Familie sein können, leben im Internat auf dem Gelände. Da wird gefeiert, da fiebert man mit, wenn die Fußballmannschaft gewinnt, da backt man Kuchen oder hat Stress mit Freunden und der Liebe – wie überall bei jungen Leuten.

Eine wichtige Erfahrung

Die Auszubildenden schließen ihre Ausbildung mit Gesellenbrief ab oder als Fachpraktiker. Viele von ihnen machen ein Praktikum in umliegenden Unternehmen. Das Höchste ist es, wenn ihnen dort gesagt wird, dass man sie hundertprozentig übernehmen wird, sobald sie den Berufsabschluss geschafft hätten. Eine unheimlich wichtige Erfahrung. Ich muss schon sagen: Hier wird ein großes Rad gedreht. Hier stehen der Jugendliche und sein Weiterkommen wirklich im Mittelpunkt. Und ich lerne die ganze Zeit dazu.